Manuelle Lymphdrainage (MLD)

Die MLD ist eine hochwirksame Methode, um pathologische Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe auf ihren natürlichen Weg zu bringen. Bei den gesunden Pferden kann man an verschiedenen Messpunkten an den Beinen nach der Behandlung eine Umfangsreduzierung von bis zu 2 cm messen. Bei ödematiesiertem Gewebe kann es auch entsprechend mehr sein- also eine Methode die messbare Wirkung zeigt.

MLD hat einige absolute und relative Kontraindikationen und es muss fallweise abgewogen werden, ob eine Behandlung in Frage kommt. Grundsätzlich kann die MLD extrem gut helfen bei Elephantiasis, chronischer Phlegmone, angelaufenen Beinen, Sehnenentzündungen, Gallen, postoperativen Ödemen. Auch beim klassischen Einschuss kann eine MLD nach Absprache mit dem Tierarzt bezüglich der Wirkung des Antibiotikums sehr hilfreich sein.

Besonders ans Herz legen möchte ich die MLD allen Hufrehepatienten- natürlich als zusätzliche Maßnahme zu allem was der Tierarzt entscheidet dass es zu tun ist. Denn bei Rehe geht es um die Wurst und die Behandlung muss so schnell wie möglich angesetzt werden. Die MLD kann die durch die Entzündung entstandene Flüssigkeitsansammlung im Huf sehr schnell auflösen und damit Schmerzen und die Gefahr einer Hufbeinrotation eindämmen.

Ich möchte hier eine kurze und sehr stark vereinfachte Einführung in das Lymphsystem geben, um eine Vorstellung zu vermitteln, wie die MLD wirkt:
Lymphgefäße beginnen (anders als Blutgefäße) als initiale Blutgefäße also als blinde Endstücke im Körper. An ihren Enden haben sie kleine „Ventile“, die sich je nach Druckverhältnissen öffnen und schließen. Wenn das Gefäß voll ist, schließen die Ventile mechanisch, so dass nichts wieder heraus laufen kann. Wenn durch viel Flüssigkeit im umliegenden Gewebe Druck von außen auf das leere Gefäß drückt, öffnen sich die Ventile und es entsteht ein Sog. Das Gefäß saugt dann quasi die Flüssigkeit aus dem Gewebe und speist sie in das Lymphsystem ein.

Zwischen diesen initialen Lymphgefäßen und der Endstation der Lymphflüssigkeit, nämlich dem Herzen liegt ein weiter Weg und ich kann hier unmöglich alles darstellen, möchte aber die Lymphknoten nicht unerwähnt lassen. Lymphknoten haben eine Filterfunktion für die Lymphflüssigkeit. Sie räumen quasi auf und filtern sehr grob gesagt raus, was schädlich ist. Außerdem haben sie eine wichtige Funktion für die Immunabwehr und enthalten besonders viele Abwehrzellen.

Als Filter stellen die Lymphknoten in gewisser Hinsicht auch eine Schwachstelle dar, denn bekanntlich setzen sich Filter gerne zu und verstopfen. Wenn das passiert dann bleiben die vorgelagerten Lymphgefäße gefüllt. Es kommt zu einem Lymphstau und es kann keine weitere Flüssigkeit aus dem umliegenden Gewebe aufgenommen und weiter gereicht werden.

Bei der MLD werden gezielt die Lymphknotenzentren so bearbeitet, dass die Lymphknoten wieder frei bzw. geleert werden und die Lymphe weiter leiten bis zum Herzen. In den initialen Lymphgefäßen öffnen sich die Ventile und es entsteht wieder ein Sog, der Flüssigkeiten aus dem Gewebe zieht.

Ich praktiziere Manuelle Lymphdrainage und KPE nach Prof. Dr. D. Berens von Rautenfeld, der „der“ Lymphologe ist, der basierend auf einschlägigien Studien die Methode vom Menschen auf das Pferd übertragen und erforscht hat (Pferdeklinik der Tierärztlichen Hochschule Hannover)