Osteopathie ist ein breiter Überbegriff, der mehrere Therapieformen umfasst. Grundsätzlich geht es dem Osteopathen darum, die freie Beweglichkeit aller am Gesamtorganismus beteiligten Strukturen zu erreichen bzw. zu erhalten. Dies umfasst z.B. Gelenke, Muskeln, Bänder & Sehnen oder die berühmten und beliebten Faszien. Es geht dabei um Vorbeugung und Behebung von Läsionen oder im Volksmund auch Blockaden genannt. Um dies zu erreichen sind umfangreiche anatomische Kenntnisse vonnöten.
Unsere Pferde müssen sich an die Haltungsbedingungen anpassen, die der Mensch ihnen vorgibt. Dies entspricht häufig nicht dem Bedürfnis nach freier Bewegung und regelmäßigem essen. Noch dazu nutzen wir unsere Pferde als Sportpartner. Sie müssen sich also auch an körperliche Belastungen anpassen, die ein Pferdekörper erst nach speziellem Training leisten kann. Hierfür nutzen wir Hilfsmittel, die gerne schnell nicht mehr passen. Der Sattel ist diesbezüglich ein viel diskutiertes und abendfüllendes Thema. Aber auch eine harte Zügelführung oder fehlerhaft verschnallte Hilfszügel können zu Problemen führen. Häufig ist es aber auch gar nicht Überlastung, sondern körperliche Unterforderung, mit der Pferde zu kämpfen haben.
Als wahre Anpassungskünstler sind unsere Pferde in der Lage, all das zu leisten. Zur Anpassung gehören aber auch immer Kompensationsmechanismen, die wiederum zu Fehlbelastungen an häufig unerwarteter Stelle führen können. Darum ist es empfehlenswert, Pferde in regelmäßigen Abständen osteopathisch zu untersuchen und zu behandeln.
Faszien sind heute zu Tage in aller Munde, obwohl die Faszientherapie schon immer einen festen Bestandteil der Osteopathie darstellte. Faszien formen sozusagen fast sämtliche Körperstrukturen, sie umhüllen, polstern und schützen z.B. Muskeln und Organe. Sie spielen eine Wichtige Rolle bei der Kraftübertragung in der Bewegung. Außerdem sind sie am Stoffwechsel und dem Flüssigkeitstransport im Organismus beteiligt und unterstützen damit die Versorgung und Ernährung. Und weil das noch nicht genug ist, sind sie auch in der Lage Reize und Informationen zu empfangen und weiter zu geben. Sie mischen sich also auch in die Kommunikation der Körperbereiche ein. Da in einige Faszien auch Makrophagen und Mastzellen eingelagert sind, zeichnen sie sich auch ein Stück weit verantwortlich bei der körpereigenen Gefahrenabwehr. Wen wundert es, dass verklebte oder lädierte Faszien zu vielerlei Dysfunktion im Körper führen können. Darum sind Faszientechniken ein wichtiges Handwerkszeug eines jeden Osteotherapeuten.
Zu dem craniosakralen System im Körper gehören der Schädel, das Kreuzbein sowie die Verbindung von beiden: die Wirbelsäule. Alle diese Strukturen hüten das zentrale Nervensystem: Das Gehirn und das Rückenmark- die Schalt- und Verteilerzentralen des Körpers. Geschützt werden diese empfindlichen Strukturen auch von Flüssigkeiten und Häuten, die durch einen Körperrhythmus ähnlich dem des Atemrhythmus, einer kontinuierlichen Expansions- und Kontraktionsbewegung im Fließen und in Bewegung gehalten werden. Ein Craniosacraltherapeut kann Veränderungen in diesem Rhythmus erspüren und normalisieren. Dies klingt nach Hokuspokus, bietet aber häufig bei besonders sensiblen Pferden in Verbindung mit speziellen Faszientechniken eine gute Alternative oder Ergänzung zur manuellen Therapie.
Hier dreht sich alles um den Bewegungsspielraum der Gelenke. Bei der osteotherapeutischen Untersuchung werden zunächst Dysfunktionen im Bewegungsapparat lokalisiert und dann mit manuellen Grifftechniken schonend behoben.
Ein guter Osteotherapeut wählt dabei immer zuerst sanfte und passive Techniken. Wenig spektakulär und ungeeignet für große Filmformate, aber dennoch enorm effektiv.
Nach einer osteotherapeutischen Behandlung sollte das Pferd 24- 48 Stunden nur leichte Bewegung haben, wie z.B. Koppelgang, freie Bewegung im Offenstall oder leichte Arbeit an der Hand, da sich erst ein neues Körpergefühl einstellen und festigen muss. Die Behandlung wirkt häufig nach.