Heute möchte ich von Opa erzählen. Opa ist ein Senior ü 25 und arbeitet als hoch ausgebildete Lehrkraft bei der Reitschule für klassisch barocke Reiterei in Schwanheim. Leider hat er sich im Sommer bei einem Unfall eine schwere Schnittwunde in der Glutealmuskulatur zugezogen und hat seit dem einen gelben Schein.
Der M. Glutaeus Superficialis ist einer der wichtigsten Rückführer der Hintergliedmaße.
Man kann sich also vorstellen, dass eine schwere Verletzung an diesem Muskel bei einem alten Pferd langwierig und folgenschwer ist. Dank der kompetenten und liebevollen Versorgung durch die Reitschule ist die Verletzung inzwischen gut verheilt. Natürlich ist der Muskel seither sehr stark vernarbt. Dies verursacht erwartungsgemäß nach wie vor Probleme.
Da Opa hoch ausgebildet ist, wurde er von der Reitschule mit Piaffe an der Hand und Spaziergängen über die Zeit so fit wie möglich gehalten, damit er nicht zu stark abbaut.
In den letzten Wochen habe ich ihn mit Blutegeln, Neurostim-Behandlungen und Dehnungsübungen behandelt, um den betroffenen Muskel wieder geschmeidig und den Opa etwas gelenkiger machen. Er konnte das rechte Hinterbein zu Beginn nur sehr eingeschränkt nach vorne führen. Der Muskel ist durch die Vernarbung stark verkürzt und zieht das Bein dadurch automatisch nach hinten und nach außen. Opa lahmt inzwischen nicht mehr, hat aber eine Außenrotation im Bein zurück behalten, der man nur sehr schwer bei kommt.
Gestern habe ich deswegen mit dem Surefoot Training begonnen, um Opa zu zeigen, dass er auch korrekt stehen kann. Diese Art der Arbeit nennt man „propriozeptives Training“.
Der Begriff „Propriozeption“ oder auch „Tiefensensibilität“ bezeichnet die Eigenwahrnehmung des Körpers. Sogenannte „Propriozeptoren“ sind die Rezeptoren der Tiefensensibiltät die dem Gehirn alles melden, was sie über die Lage einer Gliedmaße im Raum, den Zustand eines Muskels (angespannt oder entspannt), Schmerzempfinung (und noch sehr vieles mehr) wahrnehmen.
Nach einer langwierigen Verletzung ist diese Propriozeption in der Regel gestört. Ausgleichsbewegungen und Fehlhaltungen werden nicht mehr korrekt wahrgenommen. Bekannt ist auch der Begriff „Schmerzgedächtnis“, der damit in engem Zusammenhang steht.
Vierbeiner – Pferde im Speziellen –  haben die Tendenz, ihre Hinterbeine nicht ganz bewusst wahrzunehmen- das zeigt sich häufig beim Stangentraining- während die Vorderbeine die Stange mühelos nehmen, werden vor allem bei den ersten Versuchen die Hinterbeine gern auch mal vollkommen vergessen und räumen alles ab was im Weg steht.
Die SureFoot Pads helfen dem Pferd, sich selbst wahrzunehmen. Denn plötzlich ist da ein ganz anderes Gefühl unter dem Huf und das Bein wird anders abgestellt. Es wirkt nach außen hin sehr subtil und unspektakulär, aber die Pferde hören bei dieser Art der Arbeit sehr tief in sich hinein. Auch die Anstrengung für die Muskulatur darf man nicht unterschätzen.
Opa ist eine richtige Diva- er möchte hofiert werden und er hat eine klare Vorstellung davon, was er mitmachen möchte und was nicht. Er war bezüglich der SureFoot Pads zunächst sehr skeptisch und hat verächtlich die Nüstern geplustert. Aber wir konnten ihn überreden. Vor allem auf dem einfachen gelben Keil konnte er dann korrekt stehen und hat dabei unglaublich entspannt.
Ich glaube, dass wir ganz gute Chancen haben, damit die Fehlstellung zu verbessern, damit er wieder gefahrlos Last aufnehmen kann.
Opas erstes Mal auf den SureFoot Pads: